Uganda hat uns wieder

So, da sind wir wieder in Uganda, Tomy und ich! Wir haben uns gut eingelebt in unserem Haus in Mengo. Grace hat es waehrend unserer Abwesenheit wunderbar gemanagt und auch die Burschen haben gut auf das Haus aufgepasst.

Tomy ist dieses Mal mit zwei Rollstuehlen angereist: Mit seinen „Hausschuhen“, wie er sie nennt – seinem gruenen Rollstuhl -, und mit seinem Handbike. Dadurch ist er viel flexibler und wir haben den Vorteil, dass wir eine Sitzgelegenheit dazugewonnen haben. Nicht nur Patricia, die zweijaehrige Tochter von Grace, hat Spass daran, auf dem rollenden Stuhl Platz zu nehmen.

Seit den letzten Schulferien im August bereichert Enock unsere Gemeinschaft. Enock ist Davids Bruder, 15 Jahre alt und geht, wie Henry, in die letzte Klasse der Primary School. Wie Henry wird auch er Anfang November die Abschlusspruefungen fuer die Grundschule ablegen.

So sind wir also zu siebt im Haus: Grace mit ihrer Tochter Patricia, Henry, David und Enock, Tomy und ich. Grace verwoehnt uns mit herrlichem Essen: Oft gibt es Fisch, viel Gemuese, manchmal gibt es Chapati, die indische Version der Palatschinken, die ich mit Marmelade esse, um meinen suessen Gaumen zu erfreuen.

Wir haben noch ein Registrierungsproblem mit unseren SIM-Karten. Daher kann ich noch nicht genau sagen, welche Telefonnummern wir haben. Meine alte Nummer funktioniert noch nicht. Ich aergere mich schon sehr ueber Airtel, unseren Provider. Aber ich hoffe, dass die Probleme bald geloest sein werden.

Tomy und ich haben schon einiges unternommen. Da die Burschen bis vor kurzem Ferien hatten, haben sie uns begleitet, was sehr hilft, da Kampala auf vielen Huegeln liegt und die Strassen teilweise sehr steil sind. Die kann Tomy nicht alleine bewaeltigen. Von einem unserer Trips ins Stadtzentrum werde ich Euch demnaechst berichten.

Wir haben mittlerweile auch Kontakt mit dem offiziellen Oesterreich in Uganda aufgenommen. Tomy hatte den tollen Gedanken, dass das oesterreichische Konsulat hier in Kampala (eine Botschaft gibt es nicht) wahrscheinlich anlaesslich der Wahl eine Wahlparty veranstaltet. Und tatsaechlich! Die Vertreterin der Austrian Development Agency wird bei sich daheim eine Wahlparty machen und alle Oesterreicher in Uganda sind dazu eingeladen! Wir sind schon sehr gespannt, wen wir da aller kennenlernen werden!

Ausserdem haben wir bei unserem Besuch am Webermarkt in Haslach an der Muehl im Juli dieses Jahres Eva Hoenle kennengelernt, die als Weberin eine Frauenwerkstatt im Suedsudan leitet. Mit ihr haben wir auch Kontakt aufgenommen: Sie kommt dieses Wochenende nach Kampala und wird dann nach einigen Tagen in den Suedsudan zu ihrer Werkstatt weiterreisen. Wir werden sie treffen und ueber einen moeglichen Besuch bei ihr reden. Eine Reise in den Norden Ugandas und in den Suedsudan wollte ich schon lange machen. (Hier ist der Link zu ihrer Homepage, falls sich jemand dafuer interessiert: www.ladylomin.org)

Mehr von unserem Aufenthalt hier in Uganda folgt demnaechst.

Es gruessen Euch herzlichst
Petra und Tomy

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Zeigt her Eure Schuh

Zeigt her Eure Schuh

So, nun ist es eine Woche her, dass ich aus Uganda zurückgekehrt bin. Schön langsam lebe ich mich hier wieder ein. Die Umstellung ist jedes Mal enorm. Auch wenn ich jetzt schon weiß, was auf mich zukommt, brauche ich trotzdem jedes Mal eine Weile, bis ich mich an das europäische Leben gewöhne. Der Unterschied ist so krass! Und ich habe das Gefühl, je länger bzw. je öfter ich unten bin, umso schwerer fällt mir die Umstellung, weil ich schon so viel mit ugandischen Augen sehe.

Wie auch immer. Jedenfalls bin ich wieder für eine Weile da, bevor ich wieder hinunterfliege.

DSCN6181Da ich weiß, dass in vielen österreichischen Haushalten Schuhe, Taschen, Rucksäcke etc. ungebraucht und ungeliebt herumlungern, starte ich wieder einen Aufruf! Ihr könnt mir alles vermachen, was Ihr nicht mehr braucht, und ich bringe das nach Uganda und hauche den Dingen neue Freu(n)de ein.

Auch T-Shirts, Jeans, Hemden, Unterhemden … alles ist willkommen! 23 kg kann ich wieder mitnehmen. Der nächste Abflugtermin ist voraussichtlich der 31. August.

Seid herzlichst bedankt!!!
Eure Petra

 

 

Galerie

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Das ist Kampala. Der Kern. Auf vielen Huegeln. Die Strassen ein staendiges Auf und Ab. Dort, wo Kampala am tiefsten liegt und ueberflutet wird, wenn es zu heftig regnet, ist Downtown. Dort sind die billigen Geschaefte mit dem China-Ramsch und den Fetzenhaendlern. Oben auf den Huegeln liegt Uptown mit den Banken und dem Parlament, dem Sheraton-Hotel und anderen Nobelhotels, wo die Staatsgaeste absteigen. Die Geschafte dort gehoeren hauptsaechlich den Indern, die Elektronik-Ware verkaufen. 

Unter Idi Amin mussten alle Inder binnen 24 Stunden das Land verlassen. Mitnehmen durften sie nur 2 kg Gepaeck. So wie der Taxifahrer, der Tomy und mich vor acht Wochen in Wien zum Flughafen gebracht hat. Der war damals acht Jahre alt. Seither war er nie mehr in Uganda. Langsam sind die Inder dann wieder nach Uganda zurueckgekehrt und haben den gehobenen Handel wieder in die Hand genommen.

Vor zwei Wochen durfte ich nicht in die Stadt gehen. Da gab es Streiks und Demonstrationen, die immer von Polizeieinsatz und Traenengas begleitet sind. Den Grund fuer die Unruhen bildeten die Haendler, die durch ihren Streik die Regierung dazu zwingen wollten, wieder an den Verhandlungstisch zurueckzukehren. Die Regierung moechte ein Gesetz durchbringen, das den Haendlern vorschreibt, ihre Ware vor dem Import von der Ugandischen Qualitaetsbehoerde kontrollieren zu lassen. Dadurch soll der Import der chinesischen Billigstprodukte eingedaemmt, wenn nicht sogar verhindert werden, der den Markt zerstoert. Da das Durchschnittseinkommen der Ugander niedrig ist, greifen sie aus Geldmangel zu den billigen Produkten. Diese sind aber von so mieser Qualitaet, dass sie nach einer Woche schon Zerfallserscheinungen aufweisen. (Von zwei Produkten kann ich ein Lied davon singen – seither sage ich selbst: Haende weg vom China-Ramsch.) Das Vertrauen in Produkte im Allgemeinen wird dadurch zerstoert und somit haben auch die Haendler der guten Qualitaet ein Absatzproblem. Einzig Second-Hand-Importprodukte aus Europa haben einen guten Ruf! Da gehen die Sachen angeblich weg wie die warmen Semmeln.

Heute habe ich ein Geschaeft entdeckt, das T-Shirts made in Uganda verkauft! Da musste ich gleich zuschlagen, denn das gehoert gefoerdert.

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Kampala

Ich befinde mich praktisch schon im Zusammenpacken und Abschiednehmen und Noch-letzte-Dinge-vor-der-Abreise-Erledigen, bevor ich naechste Woche am Donnerstag heimfliege. Dann werden es acht Wochen gewesen sein, die ich hier war.

Einige Dinge habe ich in Kampala zu erledigen. Und da ich mich in der Stadt schon recht gut auskenne, bin ich jetzt viel allein dort unterwegs und geniesse es, neue Ecken und Zusammenhaenge fuer mich zu entdecken. Der Stadtplan, den ich heute kaufen konnte, unterstuetzt mich dabei.

Vor ein paar Tagen habe ich in einer Zeitschrift gelesen, dass die Bahnstrecke Kampala – Mombasa mit Ende Juni wiedereroeffnet wurde. Ah, eine Bahnfahrt in Uganda wuerde mir gefallen! Also bin ich heute auch zum Bahnhof marschiert, um mich nach der Strecke und Abfahrtszeiten zu erkundigen. Doch leider, leider … 

Als ich – noch nichts ahnend – Fotos machen wollte, hat mich das Security-Personal zurueckgepfiffen. Die Bahnanlage samt Station gehoere den "Rift Valley Railways", einer privaten Firma, und diese gestatte keine Fotos. Nein, und Personen transportiere diese Bahn nicht, nur Gueter. Ach, wie schade! Keine Bahnfahrt, keine Fotos. Dabei versprueht der Bahnhof einen echten Fuenfziger-Jahre-Charme, den ich Euch gerne gezeigt haette.

Mit einem Soda als Bestechungsgeld konnte ich die strenge Dame dann doch noch erweichen und ihr ein paar Fotos abringen.

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Somit hat Uganda also weiterhin keinen Personenverkehr auf Schiene, seitdem dieser in den Siebziger Jahren, zur Zeit des Buergerkriegs, eingestellt wurde. Wer uebrigens mehr ueber die Uganda-Bahn wissen will – vor allem die Baugeschichte ist interessant! -, der sei auf den Artikel in Wikipedia verwiesen: http://de.wikipedia.org/wiki/Uganda-Bahn

Das am weitesten verbreitete Transportmittel fuer Ueberlandstrecken ist das Taxi. In der Innenstadt von Kampala gibt es zahlreiche Taxiparks als Abfahrtsstellen. Den groessten und bekanntesten – den "Old Taxipark" – zeige ich Euch hier:

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Ich liebe das Getuemmel in der Stadt, doch es ist auch anstrengend, und dann bin ich immer froh, wenn ich daheim ankomme und den Staub und den Laerm hinter mir lassen kann.

Bis bald!
Herzlichst Petra

Bananenblaetterbaelle

Bananenblaetterbaelle

DSCN6257„Sister Petra, did you come with balls?“ Teacher Enock trainiert seine Schueler fuer die kommenden Fußball-Schulmeisterschaften im Bezirk. Doch sehr motiviert sind seine Spieler nicht, denn sie trainieren mit Bananenblaetterbaellen. Für richtige Fußbälle hat die Schule kein Geld. Geschweige denn für Sportschuhe oder -leibchen.

DSCN6248Es war Samstag Nachmittag, als wir die Kihonge Primary School in Nalweye erreichten. Der Direktor David Tumusiime hatte es sich nicht nehmen lassen, uns Besuchern das Mittagessen zu spendieren. Es war ein köstliches und abwechslungsreiches Mahl mit Reis, Matooke (Kochbananenbrei), Huhn, Bohnen, Kürbis und Nakati (einer Art Spinat) – alles aus der Farm des Direktors.

DSCN6253Danach stellte er seine Schule vor und ging auf die schwierige finanzielle Situation ein. Es war offensichtlich, dass die Schule einen dringenden Nachholbedarf hat. Als wichtigste Punkte nannte er die Wasserversorgung, die Schlafräume der Internatsschüler und die Bereitstellung von Büchern und Schreibutensilien. Auch hat die Farm, die die Schüler versorgt, Bedarf an Gartengeräten und an einem Bewässerungssystem. Die Erwartung an Besucher wie mich ist groß.

DSCN6262Dann gingen wir durch die Schule. Die Schüler von Teacher Enocks siebter Klasse waren in ihrem Klassenraum, um zu lernen. Teacher Enock stellte uns vor. Er bemühte sich sehr, das Eis zu brechen, denn die Kinder in dieser Gegend sind Fremde nicht gewöhnt. Da hatte Teacher Enock eine gute Idee: Er schlug ihnen vor, dass sie mir ihr Zuhause zeigen und mich ihren Eltern vorstellen. Wer das wolle, fragte er in die Runde. Zuerst hoben nur ein paar zögernd die Hand, doch dann wurden es mehr, und als wir dann losmarschierten, waren wir doch der ganze Klassentross.

DSCN6332Es war lustig! Bald waren wir ein Vier-Mäderl-Bund, die wir Hand in Hand an der Spitze voranschritten, gefolgt von gut zwanzig Kindern. Jedes Mal, wenn wir um ein Hauseck bogen und uns die Bewohner sahen, staunten sie nicht schlecht, was für ein Schauspiel ihnen da geboten wurde. Nach einer kurzen Begrüßung und Vorstellung zogen wir weiter. So marschierten wir die staubige Landstraße entlang und die Kinder wollten mir immer mehr zeigen: Den nächsten Ort, die Wasserstelle, wo sie für ihr Zuhause das Wasser holen, den Sumpf … bis wir erschöpft abwinkten. Wir mussten ja den ganzen Weg wieder zurück!

DSCN6291So lernte ich doch einige bei ihrem Namen kennen, ihre Zukunftsträume, ihre kleinen und großen Wünsche. Ob ich ihre Fahrt zu den Murchison Falls finanzieren könnte? Ob ich ihnen ein wenig Geld für Kerosin geben könnte, damit sie fernsehen können? – Ich verstand nicht recht, bis mich ein Erwachsener aufklärte: Mit Kerosin können sie das Dieselaggregat betreiben, das wiederum den Fernseher speist, wenigstens für einen Abend lang …

„Sister Petra, did you come with balls?“ „No, sorry, I have none – but next time I will come with balls!“ Ich habe es ihnen versprochen! Wer ist dabei?

In the villages

„To live in the villages“ ist fuer die Ugander so schlimm wie die Verbannung. Am Wochenende haben wir es life erlebt. Wir waren in Nalweye, einem Dorf im Bezirk Kibale, rund 250 km von Kampala entfernt, in der Naehe vom Lake Albert und somit der Grenze zum Kongo.

Die Anreise war, wie jede Reise in Uganda, voller Hindernisse und Ueberraschungen. Man ist froh, wenn man ankommt, und verschwendet keine Zeit und keine Musse, links und rechts zu schauen. Wir waren zu viert unterwegs: Teacher Rogers, David, Henry und ich. Unsere Mission war der Besuch von Teacher Enock in seiner neuen Schule. Trotzdem wir uns schon um sieben Uhr frueh mit Teacher Rogers in Kampala zur Abreise trafen, kamen wir erst um acht Uhr dreissig von dort weg, denn zunaechst hiess es, den richtigen „Taxipark“ fuer die Abfahrt zu finden. Dann mussten wir natuerlich wieder warten, bis das Taxi voll war. Doch dieses Mal war es nicht so schlimm – die Wartezeit ueberbrueckten wir mit sehr leckerem wuerzigen Tee und Chapati (einer Art Palatschinken), die zum Taxi serviert wurden.

DSCN6237Nach gut dreieinhalb Stunden erreichten wir Hoima, den Hauptort des gleichnamigen Bezirkes, rund 210 km von Kampala entfernt. Die Strasse dorthin ist sehr gut ausgebaut und das offenbar erst seit kurzem, denn auf meiner Uganda-Karte ist sie noch als unasphaltierte Landstrasse eingezeichnet. In Hoima mussten wir umsteigen auf ein „Special Hire“-Taxi, das uns zu unserem Zielort brachte. Im Vergleich zum Sammeltaxi ist so ein Special Hire sehr teuer, obwohl natuerlich mit drei Euro pro Person immer noch eine Lapalie. Diese Special Hire Taxis heissen so, weil man sie fuer sich exklusiv anheuern kann, was aber nur in der Theorie so ist, denn in der Praxis wird dieses Taxi auch mit Passagieren und Gepaeck vollgestopft. Es ist eben alles eine Preisfrage. Unser Special Hire war ein ausgeleierter Toyota Corolla, den der Fahrer unerschuettert ueber die ihm offenbar wohlvertraute Sandpiste jagte. Das war eigentlich recht lustig und spannender als jede Fahrt mit einer Hochschaubahn. Der Fahrer schien zu wissen, was er tat. Fuer die 35 km nach Nalweye benoetigten wir rund eine Stunde. Staubig, verschwitzt, aber gut gelaunt kletterten wir am fruehen Nachmittag aus dem engen Auto.

DSCN6341Teacher Enock erwartete uns schon am Strassenrand. Die Freude war gross, ihn wiederzusehen! Ich habe ihn kennengelernt, als er noch im Waisenheim arbeitete, das wir und viele von Euch unterstuetzt haben. Wir haben unzaehlige Mittagspausen miteinander verbracht und dabei viel ueber die Unterschiede zwischen Oesterreich und Uganda philosophiert. Teacher Rogers war sein Arbeitskollege im Heim und David und Henry seine Schueler. Wir alle freuten uns auf das Wochenende mit Teacher Enock!

Nach der Schliessung des Heims musste sich Teacher Enock nach einer neuen Arbeit umsehen. Der Ruf ereilte ihn, er solle in einer Schule in der Naehe von Hoima aushelfen, bis er in einer anderen Schule, die gerade von einer US-amerikanischen Organisation aufgebaut wird, arbeiten kann.

Also hatte er voller Hoffnung seine Familie und sein Hab und Gut gepackt und sich auf den Weg nach Hoima gemacht. Die Ueberraschung – oder muss man sagen, die Enttaeuschung? – war gross! Der Ort war nicht, wie ihm am Telefon angekuendigt, sieben Kilometer von Hoima entfernt, sondern mehr als dreissig! Das klingt jetzt nicht nach einem grossen Unterschied, doch in Uganda ist es das schon. Das bedeutet „to live in the villages“ – das bedeutet ein sehr bescheidenes Leben!

DSCN6251So weit von einem Hauptort entfernt heisst zunaechst kein Strom. Kein Strom bedeutet: ab sieben Uhr, wenn in Uganda die Nacht hereinbricht, nur Licht mit Paraffinlampen, spaerliche Information, denn kein TV, Radio nur mit Batteriebetrieb, eingeschraenkte Kommunikation, denn Aufladen des Mobiltelefons nur im einzigen Shop, das ueber eine Solaranlage verfuegt, und das limitiert, da alle dort ihr Telefon aufladen und die Kapazitaet der Solaranlage dafuer manchmal nicht reicht.

Kein Strom bedeutet weiters kein uneingeschraenkter Zugang zu Geld. Die naechste Bank mit Geldabhebeautomat ist in Hoima. Die Fahrt von und nach Hoima ist nur mit dem Special Hire Taxi moeglich und kostet UGX 20.000! Das ist fuer viele Ugander auf dem Land ein Viertel ihres Monatseinkommens, sofern sie ein Einkommen haben! Denn auf dem Land gibt es ja eigentlich keine Arbeitgeber. Man muss sich mit einem eigenen Business ueber Wasser halten oder man ist zum Beispiel Lehrer wie Teacher Enock.

Der Zugang zu Geld ist unglaublich schwierig und von vielen Faktoren abhaengig: Kommt – wie im Fall von Teacher Enock – das Geld von einem auslaendischen Geldgeber, so wartet er zunaechst auf ein SMS, das ihm die Ueberweisung ankuendigt. Das SMS kann er nur dann erhalten, wenn sein Mobiltelefon Strom hat. Manchmal kann es passieren, dass er drei bis vier Tage auf das Laden seines Telefons warten muss. Bekommt er also die ersehnte Nachricht, so hat er entweder das Glueck, noch ueber UGX 20.000 zu verfuegen, um mit einem Special Hire nach Hoima zu gelangen, oder er muss das Geld fuer die Fahrt von jemandem leihen. Abhaengig von der Hoehe der Ueberweisung ist das Beheben des Geldes ein grosser oder ein geringer Gewinn, der die Kosten fuer die Fahrt kaum wettmacht.

„In the villages“ bedeutet weiters Wasser schleppen. Fuer Teacher Enock und seine Nachbarn liegt die naechste Wasserstelle gut einen Kilometer entfernt! Wasserholen ist Kinder- und Frauensache. Teacher Enocks Kinder sind noch jung: Elijah ist sieben, Elisha ist drei. Daher geht seine Frau ums Wasser.

Man sollte es nicht glauben, nicht wahr? Uganda ist so reich an Regen und trotzdem ist der Zugang zu Wasser so unglaublich schwierig. Nalweye ist umgeben von einem Sumpf, Wasser gibt es also zur Genuege, doch wie anders als durch Holen kommt das Wasser zu den Menschen? Fuer Wasserleitungen, die das Wasser vom Sumpf den Hang, wo die Haeuser stehen, hinaufpumpen, fehlt der Strom. Eine Moeglichkeit waere, Brunnen zu bauen, doch dafuer fehlt es der Bevoelkerung an Geld.

DSCN6335„In the villages“ bedeutet auf jeden Fall nicht zu hungern, denn die Erde ist fruchtbar und die Erntesaisonen sind reichlich. Man muss kein grosser Bauer sein, um fuer seinen taeglichen Bedarf anzubauen und zu ernten. Daher gehen viele Menschen aufs Land, wenn sie in der Stadt keine Chance auf Arbeit mehr haben, denn am Land hat man wenigstens Essen.

„In the villages“ bedeutet Bildungsmangel. Die Lehrer sind schlecht bezahlt, daher sind sie schlecht, unerfahren, unmotiviert – gute Lehrer zieht es in die Stadt. Die Schulen haben kein Geld fuer Schulmaterial wie Buecher oder Schreibutensilien, ganz abgesehen von Anschauungsmaterial. Alles wird auf Poster gezeichnet, die an die Waende gehaengt werden. Die Kinder sind daher schlecht ausgebildet, schaffen kaum gute Abschluesse. Aber nur ein guter Abschluss ermoeglicht den Besuch einer guten weiterfuehrenden Schule.

Die Abschlusstests, die sogenannten „Primary Leaving Examinations“ sind schriftliche, standardisierte Tests. Man muss schon einigermassen gut Englisch koennen, um die Fragen in den Faechern Mathematik, Science und Social Studies zu verstehen. Die Kinder werden in den Schulen am Land von den unmotivierten Lehrern nur wenig dazu angehalten, Englisch zu reden, daher haben sie allein damit Probleme, dem englischsprachigen Unterricht zu folgen, geschweige denn, die PLE-Fragen zu verstehen und richtig zu beantworten.

Teacher Enock hat alle Haende voll zu tun, um die Primary-Seven-Klasse, die er unterrichtet, zu erfolgreichen PLEs zu fuehren. Teilweise muss er den Stoff der fuenften und sechsten Klasse wiederholen, weil seine Schueler schon da grosse Luecken zeigen.

Die Rueckstaendigkeit zeigt sich auch im Aberglauben. Die Bezirke Hoima und Kibale liegen am Lake Albert und dieser ist Teil des Great Rift Valleys, des Grossen Afrikanischen Grabenbruchs. Durch den Grabenbruch erlebt dieses Gebiet viele Erdbeben – eines davon haben wir vergangene Woche sogar in Kampala gespuert! Es war unheimlich, als ploetzlich in der Nacht der Boden schwankte, alle Tueren schepperten und die Voegel vor Schreck aufschrieen und aufflatterten.

Am naechsten Tag entnahm ich den Nachrichten, dass sich das Zentrum des Erdbebens mit einer Staerke von 5,6 nach Richterskala in Hoima befand. Teacher Enock hat dieses Erdbeben hautnah und erschreckend heftig erlebt. Gott sei Dank ist den Haeusern und damit den Menschen nichts passiert.

Die Menschen sind diese Erschuetterungen gewoehnt. Aber sie glauben an lokale Goetter und sind davon ueberzeugt, dass ein Erdbeben das Zeichen von Aerger dieser Goetter ist. Also laufen sie aus ihren Haeusern und rufen um Vergebung. Teacher Enock hat versucht, seinen Schuelern das Phaenomen zu erklaeren, aber sie konnten sich nicht vom Gegenteil ueberzeugen lassen.

DSCN6296So ist also die Situation am Land: Man hat Essen, aber kein Geld und keine Bildung. Das wenige Geld, das man einnimmt, benoetigt man fuer das taegliche Leben: fuer Zucker, Salz, das Laden des Mobiltelefons, „Airtime“ zum Telefonieren, Seife zum Waeschewaschen, Sandalen, als Lehrer fuer Kugelschreiber zum Korrigieren der Arbeiten. Grosse Anschaffungen wie feste Schuhe, Gewand, eine Fahrt zu Verwandten oder gar eine eigene Solaranlage sind da absolut nicht drin!

Wir haben viel gesehen an diesem Wochenende. Der Hoehepunkt war der Besuch der Schule, wo Teacher Enock unterrichtet. Und davon erzaehle ich Euch im naechsten Eintrag.

3.000 UGX a day

Ein Euro entspricht in etwa 3.000 Uganda Shillings. Fuer 3.000 UGX bekommt man im Supermarkt zwei Flaschen Wasser oder eine grosse Packung weisses Toastbrot oder eine Flasche Bier, am Markt zwei Kilo Kartoffel oder ein Kilo Reis. Mit dem Boda-Boda wird man um dieses Geld von Mengo in die Stadt gefahren.

Ein einfacher Arbeiter bzw. eine einfache Arbeiterin verdient zwischen 1.000 und 3.000 UGX pro Tag! Und schaetzt sich damit gluecklich! Denn bei einem bescheidenen Leben lassen sich dabei sogar noch 500 bis 1.000 UGX pro Tag sparen!

Wie geht das? Hat man einen Dienstgeber, so bekommt man von diesem eine warme Mahlzeit pro Tag. Wasser zum Trinken, Kochen und Waschen holt man vom Brunnen, Strom zahlt man nicht, denn man hat einfach keinen. Von und in die Arbeit geht man zu Fuss – das erklaert, warum am Abend immer Massen von Menschen zu Fuss unterwegs sind. Daheim gibt es als Standardessen gekochtes Maismehl mit Bohnen oder gestampfte Kochbananen. Reis, Kartoffeln, Fisch oder Fleisch sind Luxus! Manche Menschen haben nicht in fuenf Jahren die Moeglichkeit, einen Fisch zu essen!

Eine guenstige Grundschule kostet pro Trimester 50.000 UGX. Schwarze Schuhe, die zur Schuluniform vorgeschrieben sind, rund 20.000 – Second Hand oder billigster China-Import. Dazu kommen die Buecher, Hefte, Schreibutensilien. Kein Wunder, dass viele Familien ihre Kinder nicht zur Schule schicken. Denn auch die staatlichen Schulen kosten Geld.

Ich habe viele solche Familien kennengelernt.

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Manchmal …

Seit gut zwei Stunden sitze ich herum, aufbruchfertig und abholbereit. Um zehn Uhr, hat es geheissen, werde ich abgeholt. Doch niemand kommt. In meinem schoenen Kleid, das ich fuer diesen Anlass gewaehlt habe (hier legt man viel Wert auf gute Kleidung) , kann ich nicht locker herumlungern, also muss ich Haltung bewahren.

Manchmal koennte ich deswegen schier auszucken, denn daran kann ich mich einfach nicht gewoehnen: an das Warten! Ja, ich kenne das Sprichwort: „Die Europaeer haben die Uhr, die Afrikaner die Zeit.“ Sie haben soviel davon, dass sie einfach nicht das Gefuehl haben, sie koennten sie verschwenden. Zeit ist einfach da.

Busse und Ueberlandtaxis haben keine fixen Abfahrtszeiten. Sie fahren dann los, wenn sie voll sind. Am Samstag, am Weg zu einer Freundin im 80 km entfernten Ndejje, haben wir eineinhalb Stunden im Taxi gewartet, bis es endlich losgefahren ist.

Am Sonntag, im Internat der Mirembe Infant School, die David’s Bruder Enock besucht, war „Visiting Day“. Da kommen die Muetter mit Essen und Proviant fuer ihre Kinder, schauen sich deren Leistungen anhand der Zwischenzeugnisse und Schulhefte an und reden mit den Lehrern. Ich war auch dort, weil ich Enocks Mutter, die am Land wohnt, treffen wollte. Ja, sie komme um 12.30, sagte sie in der Frueh zu David. Wir waren zu angegebener Zeit dort, aber von Davids Mutter weit und breit keine Spur. Um 5 Uhr am Abend ist sie endlich gekommen! Ich war zwischenzeitlich schon sauer, aber die Kinder haben mich vertroestet: „She is coming!“ Nein, man sagt nicht, wo man gerade ist oder was man noch alles vorhat, bevor man kommt. Man sagt einfach: „I am coming!“ Die Kinder sind daran gewoehnt.

In Supermaerkten, in den Shops … ueberall haengen oder stehen zig Angestellte herum, haben nichts zu tun ausser zu warten … bis ein Kunde kommt, bis die Zeit vergeht, bis es Abend wird. Boda-Boda-Fahrer stehen oft den ganzen Tag an ihrem Stand und warten auf Kunden. An manchen Tagen warten sie umsonst …

Das erinnert mich daran, dass ich Euch erzaehlen wollte, wovon manche Menschen hier in der Stadt leben. Das folgt demnaechst.

Herzlichst Eure Petra

Update

Update

Vielleicht habt Ihr Euch gewundert, warum ich in meinem letzten Artikel nach dem Lied gefragt habe und nicht berichtet habe, was es hier Neues gibt. Nun ja, das liegt daran, dass hier langsam ein gewisser Alltag einkehrt und wir Zeit haben, uns mit solch banalen Dingen wie Liedtextsuchen zu beschaeftigen.

Wir, das sind mittlerweile David, Henry und ich. Weiters Grace, unser „housegirl“, und ihre zweijaehrige Tochter Patricia.

Tomy ist letzte Woche heimgeflogen. Das ueberrascht Euch wahrscheinlich sehr! Er hat sich Uganda in dem Mass angesehen, den sein Bewegungsradius zugelassen hat, und ist zu der Erkenntnis gelangt, dass es ihm sehr gut gefaellt, aber dass er noch einige Dinge benoetigt, um sich hier richtig wohl zu fuehlen. Also hat er beschlossen, seinen Aufenthalt zu unterbrechen und daheim in Wien einige Dinge zu erledigen, um dann wiederzukommen.

Kampala liegt auf vielen Huegeln – die Strassen sind teilweise sehr steil. Auch das Haus, das wir jetzt bewohnen, liegt an einer Strasse, die Tomy bergauf allein nicht bewaeltigen kann. Ein unterstuetzender Motor fuer sein Handbike waere hier die Loesung. (Damit koennte er sogar locker die Boda-Boda-Fahrer ueberholen!) Und so hat Tomy noch viele Ideen und Gedanken, mit denen er das naechste Mal wiederkommt.

Nun wohne ich also hier in diesem fuerstlichen Haus mit den beiden Burschen. Henry hat in der Schule einiges aufzuholen: Darum beschaeftige ich mich jetzt mit Geometrie, englischer Grammatik und frage sein Wissen ueber die Geschichte Ostafrikas ab. Mit David uebe ich Deutsch, denn als Klassenbester hat er die Chance, ein Stipendium fuer einen Deutschland-Aufenthalt zu bekommen!

Es gruesst Euch herzlich
Petra

P.S.: Am Sonntag waren Henry und ich am Viktoria-See Bootfahren und schwimmen. Ich bin der helle Punkt in der Mitte ;-)

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