Manchmal …

Seit gut zwei Stunden sitze ich herum, aufbruchfertig und abholbereit. Um zehn Uhr, hat es geheissen, werde ich abgeholt. Doch niemand kommt. In meinem schoenen Kleid, das ich fuer diesen Anlass gewaehlt habe (hier legt man viel Wert auf gute Kleidung) , kann ich nicht locker herumlungern, also muss ich Haltung bewahren.

Manchmal koennte ich deswegen schier auszucken, denn daran kann ich mich einfach nicht gewoehnen: an das Warten! Ja, ich kenne das Sprichwort: „Die Europaeer haben die Uhr, die Afrikaner die Zeit.“ Sie haben soviel davon, dass sie einfach nicht das Gefuehl haben, sie koennten sie verschwenden. Zeit ist einfach da.

Busse und Ueberlandtaxis haben keine fixen Abfahrtszeiten. Sie fahren dann los, wenn sie voll sind. Am Samstag, am Weg zu einer Freundin im 80 km entfernten Ndejje, haben wir eineinhalb Stunden im Taxi gewartet, bis es endlich losgefahren ist.

Am Sonntag, im Internat der Mirembe Infant School, die David’s Bruder Enock besucht, war „Visiting Day“. Da kommen die Muetter mit Essen und Proviant fuer ihre Kinder, schauen sich deren Leistungen anhand der Zwischenzeugnisse und Schulhefte an und reden mit den Lehrern. Ich war auch dort, weil ich Enocks Mutter, die am Land wohnt, treffen wollte. Ja, sie komme um 12.30, sagte sie in der Frueh zu David. Wir waren zu angegebener Zeit dort, aber von Davids Mutter weit und breit keine Spur. Um 5 Uhr am Abend ist sie endlich gekommen! Ich war zwischenzeitlich schon sauer, aber die Kinder haben mich vertroestet: „She is coming!“ Nein, man sagt nicht, wo man gerade ist oder was man noch alles vorhat, bevor man kommt. Man sagt einfach: „I am coming!“ Die Kinder sind daran gewoehnt.

In Supermaerkten, in den Shops … ueberall haengen oder stehen zig Angestellte herum, haben nichts zu tun ausser zu warten … bis ein Kunde kommt, bis die Zeit vergeht, bis es Abend wird. Boda-Boda-Fahrer stehen oft den ganzen Tag an ihrem Stand und warten auf Kunden. An manchen Tagen warten sie umsonst …

Das erinnert mich daran, dass ich Euch erzaehlen wollte, wovon manche Menschen hier in der Stadt leben. Das folgt demnaechst.

Herzlichst Eure Petra

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